
FlightFlow
Meine Rolle
FlightFlow habe ich im Rahmen meiner Weiterbildung zum Product Manager bei Digitale Leute School erarbeitet.
Dauer
Januar 2025 – April 2025
Verwendete Tools
Problemstellung
In einer aktuellen Umfrage von AirHelp, einem führenden Anbieter für Fluggastrechte, wurden Passagiere aus Europa, den USA und Brasilien zu den größten Frustrationen bei in der Vergangenheit angetretenen Flugreisen befragt. Das Ergebnis: 66% der Befragten gaben an, dass mangelnde Kommunikation Seitens der Airlines im Falle von Flugverspätungen oder Ausfällen das größte Ärgernis bei Ihrer Flugreise darstellen.
In einer weiteren Umfrage fand AirHelp heraus, dass Störungen im Flugverkehr einen Fluggast im Schnitt € 362,50 kosten. Darunter fallen beispielsweise Kosten für alternative Reiseverbindungen, Verpflegung oder Unterkünfte. 46% der Passagiere haben ihr Geld auf anderem Wege verloren, beispielsweise durch entgangene Einkünfte oder nicht erstattungsfähige Ausgaben für Unterkünfte. 68% der Befragten gaben zudem an, dass Störungen vermehrten Stress auf der Reise auslöst.
Key Takeaways
66% sagen, dass mangelnde Kommunikation durch Airlines das größte Ärgernis darstellt.
Im Schnitt kommen € 362,50 Kosten aufgrund von Störungen im Flugverkehr auf Passagiere zu.
68% der Befragten gaben an, dass Störungen auf der Reise vermehrten Stress auslösen.
Die Vision von FlightFlow
Unsere Vision ist eine Welt, in der Passagiere befähigt werden, stressige Reisesituationen eigenständig zu meistern – dank digital aufbereiteter, klar verständlicher Informationen, die jederzeit verfügbar sind.
Unsere Produktstrategie

Unser Ziel ist es, eine mobile Anwendung zu entwickeln, die Reisenden am Flughafen mit nützlichen Informationen unterstützt und ihnen hilft, ihren Aufenthalt stressfrei zu gestalten. Als Hauptzielgruppe haben wir Menschen identifiziert, die sich an Flughäfen oder in unbekannten Umgebungen schnell überfordert fühlen und durch viele äußere Einflüsse den Überblick verlieren. Sie schätzen Kontrolle und Klarheit, insbesondere in unübersichtlichen oder unvorhersehbaren Situationen. Hier kann ein Assistent wie FlightFlow helfen, indem er Orientierung und relevante Informationen in Echtzeit bereitstellt. Der USP unserer App liegt in ihrer intuitiven Bedienung und der Bereitstellung sämtlicher relevanter Informationen rund um die bevorstehende Reise. Dazu gehören beispielsweise:
- aktuelle Wetterbedingungen und deren potenzielle Auswirkungen auf den bevorstehenden Flug,
- frühzeitig erkannte Verspätungen durch Abweichungen im Flugplan des eingeplanten Flugzeugs,
- knappe Umsteigezeiten, sowie
- Vorschläge für alternative Verbindungen, Unterkünfte, oder auch Informationen zu den geltenden Fluggastrechten im Falle eines Flugausfalls.
Zudem informiert die App über Wartezeiten an der Gepäckaufgabe oder Sicherheitskontrollen und navigiert den Nutzer zuverlässig zum richtigen Gate. Bestimmte Funktionen stehen ausschließlich Premium-Nutzern zur Verfügung. Die Abo-Gebühren decken nicht nur die Kosten für API-Abfragen und die Entwicklung der App, sondern ermöglichen es uns, als verlässlicher Servicepartner aufzutreten. Unser Ziel ist es, Reisenden in schwierigen Momenten zur Seite zu stehen, Stress in unklaren Situationen zu reduzieren und ihnen zu helfen, größere Probleme oder unerwartete Zusatzkosten zu vermeiden. Die größten Herausforderungen liegen in der technischen Umsetzung, den infrastrukturellen Rahmenbedingungen (also der Verfügbarkeit von Wi-Fi-Pointing Systems an den Flughäfen) sowie in der Akzeptanz und Nutzung durch die Zielgruppe. Um besser zu verstehen, in welchem Umfeld FlightFlow genutzt wird, habe ich in einer Kontextanalyse zentrale Rahmenbedingungen wie Ort, Zeit, technologische Voraussetzungen und externe Einflüsse untersucht – und daraus Ansätze abgeleitet, wie das Produkt konkrete Gewinne für Nutzer:innen erzielen kann.
User Research
Um besser zu verstehen, wo bei Flugreisen eigentlich die größten Pain Points auftreten, habe ich mit fünf Personen über ihre Erfahrungen aus der Vergangenheit gesprochen. Voraussetzung für die Teilnahme war, dass sie schon einmal geflogen sind – idealerweise auch Langstrecke mit Umstieg. Die Gruppe war gemischt: zwei Frauen und drei Männer zwischen 27 und 43 Jahren. Mich hat interessiert, mit welchen Gedanken und Gefühlen sie am Flughafen unterwegs sind, welche Tools oder Lösungen sie nutzen (ob digital oder analog), um den Überblick zu behalten, und wie sie ihre Reise generell planen und vorbereiten. Vor allem wollte ich herausfinden: Gibt es überhaupt ein konkretes Problem – oder läuft für viele einfach alles reibungslos? Die Ergebnisse der Befragung zeigten, dass zwei der fünf Personen bereits Situationen erlebt hatten, in denen eine Flugverspätung oder ein Flugausfall ihre Reise erheblich beeinträchtigte:
- In einem Fall wurde eine Person erst sehr spät über den Ausfall ihres Fluges informiert. Schon bei der Ankunft am Flughafen kam es zu Problemen, da der Schalter unbesetzt war und sie ihr Gepäck nicht aufgeben konnte. Zusammen mit anderen Fluggästen wartete sie lange, nur um vor Ort zu erfahren, dass der Flug zwischen Deutschland und der Destination in Asien gestrichen wurde. Sie musste sich eigenständig um eine kurzfristige Alternative kümmern – eine teure, aber notwendige Lösung. Eine Entschädigung durch die Airline blieb aus.
- Ein weiteres Erlebnis betraf eine Person, die mit einer Begleitung von Deutschland nach Nordamerika reiste. Während die Begleitung mit dem Ablauf vertraut war, war es für die befragte Person die erste Reise auf dieser Route. Aufgrund einer Verzögerung des Zubringerflugs geriet sie beim Umstieg unter Zeitdruck. Neben den Grenzkontrollen musste sie sich schnell orientieren und den kürzesten Weg zum Anschlussflug finden. Letztendlich musste sie rennen, um den Flug noch zu erreichen, und war dabei stark auf die Erfahrung ihrer Begleitung angewiesen. Sie berichtete, dass große, internationale Flughäfen oft unübersichtlich sind und Reisende sich meist selbst zurechtfinden müssen. Wenn dann zusätzlicher Zeitdruck entsteht, führt dies schnell zu Stress und Nervosität, wodurch die Orientierung noch schwieriger wird.
Diese beiden Erfahrungsberichte decken sich mit den Ergebnissen der zuvor erwähnten Umfragen von AirHelp. Die hier befragten Personen berichteten von ähnlichen Problemen, wie sie auch andere Reisende erleben und validiert die Idee eines Assistenten für Flugreisende, wie FlightFlow.
Product Discovery

Um erste Lösungsansätze für die identifizierten Probleme zu entwickeln, habe ich die Design-Thinking-Methode „How Might We“ genutzt. Diese Methode hat dabei geholfen, Herausforderungen in Chancen umzuwandeln und in die Ausgestaltung des Produkts einzusteigen. Dabei habe ich mich besonders an einer klar definierten Zielgruppe orientiert: Menschen, die sich an Flughäfen oder in unbekannten Umgebungen schnell überfordert fühlen und durch viele äußere Einflüsse den Überblick verlieren. Sie wünschen sich vor allem Kontrolle und Klarheit – besonders in unübersichtlichen oder unvorhersehbaren Situationen.
In einer Ideation-Phase habe ich in zwei Schritten Ideen generiert: Zuerst habe ich in einer quantitativen Runde möglichst viele Lösungsansätze gesammelt, ohne diese direkt zu bewerten. Anschließend folgte eine qualitative Phase, in der die vielversprechendsten Ideen weiter ausgearbeitet und verfeinert wurden.
Einige meiner Ideen habe ich mit einem Idea Napkin weiter ausgearbeitet und detaillierter durchdacht. Hier ist ein Beispiel: eine personalisierte Schnellroute, die sich an den Boarding-Zeiten des bevorstehenden Flugs orientiert.
Prototyping in Figma

Alle Erkenntnisse aus den vorherigen Schritten sind in den folgenden Prototyp eingeflossen – ein erster Entwurf für eine native mobile App, exemplarisch umgesetzt für iOS-Geräte. Zu Beginn habe ich den User Flow skizziert, der den logischen Pfad eines Nutzers beim Verwenden des Produkts aufzeigt. Erste Ideen zu der möglichen Umsetzung der nativen App von FlightFlow habe ich gesammelt, indem ich Wireframes gezeichnet und Lo-Fi-Prototypen gebaut habe. Im letzten Schritt habe ich das Design in Figma ausgearbeitet und damit das visuelle und funktionale Grundgerüst von FlightFlow festgehalten. Der Nutzer kann seine Flugdaten ganz einfach in seinem Profil hinterlegen und erhält aktuelle Updates zu seinem Flugstatus. Falls unser System eine Verspätung oder einen Flugausfall frühzeitig erkennt, wird er direkt informiert – oft ein großer Vorteil, da (wie in der Problemstellung gezeigt und von einer meiner befragten Personen bestätigt wurde) Airlines solche Änderungen häufig erst spät an ihre Passagiere weitergeben, obwohl die Daten digital bereitliegen. Am Flughafen hilft die App mit einer interaktiven Karte, die genau zeigt, wo sich der Nutzer gerade befindet und wie er am schnellsten zu seinem Gate kommt. Bei einem Umstieg erhält der Fluggast bereits vorab eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, um stressfrei seinen Anschlussflug zu erreichen – samt Infos zu Ankunfts- und Abfluggates, sowie den Entfernungen zwischen diesen Gates. Mein Ziel mit dieser App ist es, Informationen so intuitiv und reibungslos wie möglich bereitzustellen. Besonders die Orientierung am Flughafen sollte noch einfacher werden – deshalb habe ich mich für eine Augmented-Reality-Unterstützung entschieden. Hält der Nutzer sein Smartphone nach oben, wechselt die Kartenansicht nahtlos in eine Kameraansicht über – ganz ohne zusätzlichen Input. Der Weg wird direkt auf dem Display eingeblendet und ein Kompass zeigt klar die richtige Richtung an.
Value Proposition Canvas

Eine der möglichen Zielgruppen von FlightFlow wurde bereits skizziert. Wie meine Befragung gezeigt hat, gibt es Personen, die große, internationale Flughäfen als unübersichtlich empfinden. Orientierungslosigkeit, unklare Beschilderung und enge Umsteigezeiten führen schnell zu Stress oder sogar verpassten Flügen – mit finanziellen und organisatorischen Folgen für die Betroffenen. Der Lösungsansatz von FlightFlow sorgt hier für Abhilfe. Die App unterstützt Reisende mit AR-Navigation, personalisierten Wegbeschreibungen und aktuellen Fluginformationen. Push-Nachrichten warnen frühzeitig bei Engpässen, und Echtzeit-Updates helfen, kritische Situationen zu meistern. Das macht nicht nur das Reisen entspannter, sondern optimiert auch die Abläufe an Flughäfen. Reisende finden sich schneller zurecht, verpassen weniger Anschlüsse und erleben ihren Aufenthalt angenehmer und stressfreier. Flughafenbetreiber profitieren wiederum von optimierten Prozessen (bspw. bei der Fluggastabfertigung) und weniger Stresssituationen, was zu einer höheren Kundenzufriedenheit führt.
North Star KPI

Um den Erfolg des Produkts zu messen, habe ich die Anzahl der aktiven Premium-Abonnenten als North Star KPI gewählt. Zwar setze ich auf ein Freemium-Modell, sodass ich auch messen könnte, wie oft die kostenlose Version genutzt wird (z. B. anhand der Monthly Active Users). Doch letztendlich ist es für das Geschäftsmodell entscheidend, dass die App nicht nur genutzt, sondern auch wirtschaftlich rentabel betrieben wird. Das Geschäftsmodell habe ich auf einem Business Model Canvas skizziert.
Backlog Management
Elemente des Backlogs

Um die Weiterentwicklung von FlightFlow strukturiert planen zu können, habe ich ein erstes Product Backlog erstellt. Dieses basiert auf den im Prototyp gewonnenen Erkenntnissen sowie auf den Bedürfnissen der definierten Zielgruppe. Das Backlog ist in Epics und User Stories gegliedert. Die Epics fassen zentrale Funktionen der App zusammen – etwa die Flugverwaltung, die AR-Navigation oder das Benachrichtigungssystem. Innerhalb dieser Epics habe ich konkrete User Stories formuliert, die den Nutzen aus Sicht der Anwender:innen beschreiben. Beispiel: “Als Nutzer möchte ich sofort eine Warnung erhalten, wenn mein Flug verspätet oder gestrichen wird, damit ich alternative Pläne machen kann.” Zur besseren Visualisierung und Priorisierung habe ich ein Story Mapping durchgeführt. Dabei wurden die wichtigsten Anwendungsfälle entlang der Nutzerreise abgebildet und funktional geclustert. So wurde deutlich, welche Funktionen für ein erstes MVP entscheidend sind und welche zu einem späteren Zeitpunkt ergänzt werden können. Für einige User Stories habe ich Akzeptanzkriterien definiert, um den Funktionsumfang klar abzugrenzen und eine spätere Qualitätssicherung zu erleichtern.
Technical Debt

Bei der Entwicklung des MVPs ist mir bewusst, dass an manchen Stellen technische Kompromisse notwendig sind, z. B. bei der Stabilität von Schnittstellen oder der Skalierbarkeit der AR-Funktion. Diese potenziellen technischen Schulden habe ich dokumentiert, um sie in späteren Iterationen gezielt zu adressieren. Ziel ist es, eine langfristig wartbare und erweiterbare App-Struktur aufzubauen. Oben ist mein Vorgehen anhand von zwei User Stories beispielhaft aufgezeigt.
Roadmap und Iterationsplanung

Auf Basis der priorisierten User Stories habe ich eine erste Roadmap entwickelt, die den groben zeitlichen Ablauf und die Meilensteine der Produktentwicklung skizziert. Der Fokus liegt zunächst auf der Umsetzung eines funktionalen MVPs, das die Kernbedürfnisse abdeckt – z. B. die Anzeige von Fluginformationen, Basis-Benachrichtigungen und eine einfache Nutzerführung. Die Roadmap bleibt dabei bewusst flexibel, um auf Nutzerfeedback reagieren zu können.
Technische Machbarkeit

Viele der geplanten Funktionen von FlightFlow sind technisch gut umsetzbar. Informationen zu Flügen, Wetterdaten oder auch Prognosen zu Verspätungen lassen sich über bestehende Schnittstellen (APIs) relativ unkompliziert einbinden. Auch die Möglichkeit, potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen – etwa, wenn das vorgesehene Flugzeug bereits auf dem vorherigen Flug Verspätung hatte – ist technisch machbar. Ebenso lassen sich aktuelle Wetterverhältnisse am Start- und Zielort problemlos integrieren. Die größere Herausforderung liegt allerdings bei der Indoor-Navigation an Flughäfen. Da GPS in Gebäuden nicht zuverlässig funktioniert, kommen hier spezielle Technologien wie sogenannte Wi-Fi-Positioning-Systems (WPS) zum Einsatz. Diese Systeme nutzen WLAN-Signale, um die Position von Geräten in Innenräumen zu bestimmen – und werden zum Teil schon in der Praxis genutzt. Apple zum Beispiel unterstützt Indoor-Navigation in bestimmten Flughäfen wie San Francisco oder Frankfurt über seine Karten-App. Was jedoch aktuell noch unklar ist: Können Drittanbieter wie FlightFlow auf solches Indoor-Kartenmaterial in dem Umfang zugreifen, wie es nötig ist? Wenn nicht, bräuchte es möglicherweise Kooperationen mit den jeweiligen Flughäfen – inklusive technischer Abstimmungen und Tests, um eine stabile Navigation zu gewährleisten. Das wäre zwar machbar, aber aufwändiger – und es hätte Auswirkungen auf die Skalierbarkeit der App. FlightFlow macht nur dann wirklich Sinn, wenn es an möglichst vielen Flughäfen funktioniert. Schließlich ist Reisen meistens nicht auf einen Ort beschränkt – und wenn die App nur an ein paar Standorten läuft, geht der Nutzen verloren. Deshalb wird es wichtig sein, hier langfristig Partnerschaften mit Flughäfen oder Anbietern entsprechender Infrastruktur aufzubauen.
Fazit

Das Projekt FlightFlow hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, frühzeitig echte Nutzerbedürfnisse zu verstehen, um digitale Produkte zu entwickeln, die konkrete Probleme lösen. Durch meine vorherige Weiterbildung an der IU Akademie mit den Schwerpunkten UX Design und Augmented Reality habe ich direkt ein Potenzial für eine Implementierung von AR-Technologien in diesem Projekt gesehen. Wenn man sich den aktuellen Markt anschaut, gibt es eigentlich nur zwei große Anbieter, die in eine ähnliche Richtung gehen: Flighty und FlightRadar24. Beide setzen auf ein Freemium-Modell – die Basisfunktionen sind kostenfrei, allerdings liefern die bezahlten Varianten ein deutlich individuelleres Nutzererlebnis. Da Flighty derzeit ausschließlich auf iOS verfügbar ist, ergibt sich zudem eine mögliche Lücke im Android-Markt. FlightFlow steht für mich als Beispiel für eine nutzerzentrierte Produktentwicklung. Ziel war es, ein ganzheitliches Konzept zu entwickeln, das die Perspektive der Nutzer ernst nimmt und eine Grundlage für weitere Schritte bietet.

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